Weitwandern auf dem Seensteig
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Der „E-Bus Baiersbronn“ war 2015 der erste Elektrobus im öffentlichen Nahverkehr auf dem Land. Seitdem transportiert er verlässlich und schnell Bürger und Gäste. So also geht Elektromobilität.
Andreas Klumpp hat es extra mal ausgerechnet: Rund 40 000 Kilometer ist der Elektrobus des Busunternehmers aus Baiersbronn jetzt schon im Einsatz - und Klumpp hat die Anschaffung im Juni 2015 noch keinen Tag bereut. Bis zu 20 Personen befördert der Transporter und selbst 18-prozentige Steigungen sind für das umgebaute Fahrzeug kein Problem. Die Reichweite für eine Batterieladung hat sich bei 160 Kilometern eingependelt, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 70 Stundenkilometer begrenzt. Der „E-Bus Baiersbronn“ gilt als zukunftsweisend; auch für andere Gemeinden wie Bad Säckingen oder Schwäbisch-Gmünd, in denen mittlerweile vergleichbare Gefährte im Einsatz sind.
Es sind gebrauchte Dieselfahrzeuge der Modellreihe „City-Sprinter“ von Mercedes-Benz, die von der Firma Elektro-Fahrzeuge Schwaben (EFA-S) in Zell/Aichelberg umgebaut wurden. Was bedeutet: Dieselmotor, Getriebe, Lenkung, Luftkompressor raus, Elektroantrieb samt entsprechender Ausstattung rein. Jede der 122 etwa milchtütengroßen Batteriezellen wird einzeln von einem speziellen Batteriemanagementsystem (BMS) überwacht und gesteuert. Innerhalb von drei Stunden ist das Fahrzeug komplett aufgeladen. Und die Elektromobilität hat’s wirklich in sich: Laut EFA-S-Geschäftsführer Bastian Beutel hat der Synchronmotor - seine Spannung liegt zwischen 300 und 750 Watt - mit einem Drehmoment von rund 1200 Newtonmetern eine doppelt so hohe Leistung wie der eines Formel-1-Autos. Beim Bremsen wird Energie automatisch wiedergewonnen.
Seine Firma ist vom Fach: Mehr als 180 Transporter gingen schon an den Logistikkonzern UPS und da sind Antrieb und die so genannten Lithium-Eisenphosphat-Batterien seit Jahren im tagtäglichen Start-Stopp-Einsatz. In Baiersbronn ist der vollelektrische Bus ein echter Allrounder: Mal als Ortsbus für Bewohner und Touristen, mal als Hüttenbus auf insgesamt fünf Linien. „Die Anschaffung war genau die richtige Entscheidung“, sagt Busunternehmer Klumpp heute, „das zeigen auch immer wieder die Reaktionen der Passagiere, weil die Fahrt mit uns für viele ein völlig neues Erlebnis ist. Gerade, wenn’s bergauf und bergab geht.“ Entstanden ist die Idee, einen Elektrobus im öffentlichen Nahverkehr auch im regulären Linienbetrieb einzusetzen, durch einen Wettbewerb der Schwarzwald-Gemeinde Baiersbronn. Diese hat die „Initiative Zukunftsmobilität“ unter Leiter Christian Klaiber und das Imdahl-Institut mit dem Projekt beauftragt, die Elektromobilität nach Baiersbronn und damit auch in den ländlichen Raum zu bringen. Der Ort gilt bereits seit Jahren im Schwarzwald und über die Landesgrenzen von Baden-Württemberg hinaus als Paradebeispiel für sinnvolle Investitionen in Infrastruktur und Tourismus. Die Erfahrungen mit dem Bus werden künftig auch in ein Konzept für nachhaltige und klimafreundliche Mobilität des Nationalparks Schwarzwald einfließen. Baiersbronn verfügt bereits mit Hilfe der eigenen Gemeindewerke über verschiedene Anlagen zur Herstellung alternativer Energien, die für den Betrieb von Elektrofahrzeugen genutzt und langfristig gezielt ausgebaut werden sollen.
Das Spannende dabei: Insbesondere der Umbau bereits bestehender Fahrzeuge gilt als vorbildlich, so EFA-S-Chef Beutel, weil diese Vorgehensweise sehr umweltschonend und wertschöpfend sei. Auch deswegen wurde das Projekt „E-Bus Baiersbronn“ als eines von 20 besonders gelungenen Modellprojekten mit der maximalen Fördersumme des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Höhe von 100 000 Euro ausgezeichnet. Ein Vergleichstest hat gezeigt, dass der so genannte „Wirkungsgrad“ des Elektromotors vom kleinen Stromer bei sage und schreibe 98 Prozent liegt, während der eines Dieselmotors wegen der thermischen und mechanischen Verluste gerade mal 45 Prozent schafft. Für Klumpp ist das Engagement „E-Bus Baiersbronn“ so erfolgreich, dass er nun über die Anschaffung eines weiteren Fahrzeugs nachdenkt. „In Sachen Elektromobilität sind wir echte Vorbilder“, sagt der Busunternehmer aus Baiersbronn stolz. Übrigens gelten für den E-Bus die normalen Verkehrstarife des Landkreises, was bedeutet, dass auch Schüler- und Gästekarten gültig sind. Zudem ist der Bus auch für Rollstuhlnutzer barrierefrei.
Baiersbronn ist zertifizierte Region
Der E-Bus von Baiersbronn trägt Früchte: Seit 2016 darf Baiersbronn offiziell den Titel "Nachhaltiges Reiseziel" tragen, ein von TourCert in Kooperation mit dem Justizministerium Baden-Württemberg verliehenes Zertifikat. Mit einem Nachhaltigkeitscheck und damit verbundenen einheitlichen Standards lassen sich Regionen, aber auch Hotels vergleichen und auszeichnen. Nach einem Jahr ist der Bewertungsprozess abgeschlossen. Mit dem Siegel „Nachhaltiges Reiseziel“ ausgezeichnete Regionen legen besonderen Wert auf regionale und heimische Produkte, einen schonenden Umgang mit Ressourcen sowie auf faire und soziale Arbeitsbedingungen. Neben der Region Baiersbronn haben auch sieben lokale Restaurants die Auszeichnung "Nachhaltige Partnerbetriebe" erhalten.
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