Im Nationalparkzentrum Ruhestein erleben Besucher nicht nur einzigartige Architektur – sie tauchen auch tief in die Geheimnisse unserer Heimat ein...
Wer glaubt, er sei bereits beim Erreichen des Ruhesteins so richtig in den Schwarzwald eingetaucht, der irrt. Denn es geht noch ein Stückchen tiefer hinein – herunter bis zu den Stielen der Pilze und zu den Mikroorganismen, die auf den Blättern der Farne leben... geht nicht? Geht doch! Und zwar in der Dauerausstellung des Besucherzentrums des Nationalparks Schwarzwald am Ruhestein.
Das Magazin wild&echt erzählt authentische Geschichten über die Leute aus der Nationalparkregion Schwarzwald. Wie sie die Landschaft prägen und auch umgekehrt. Wild & echt eben!
Dieser Artikel ist erstmalig in der ersten Ausgabe vom Magazin wild&echt erschienen.
Eingebettet in die Natur überrascht der Bau seine Besucher bereits mit ikonischer Architektur. Mit den langen, übereinander liegenden Riegeln, die an Totholzstämme erinnern, bringt das Nationalparkzentrum sein Inneres schon nach Außen. Wer das sieht, dem wird klar: Hier geht es um eine natürliche Waldentwicklung, um Umweltschutz und um die Natur selbst. „Es ist ein fast reiner Holzbau“, erklärt uns Ursula Pütz, die Leiterin des Zentrums. „An ein bis zwei Stellen handelt es sich um eine Hybridkonstruktion mit Baubuche – das ist kein echtes Holz, sondern eine Schichtung aus mehreren holzartigen Paneelen, die für Stabilität sorgen.“ Einige Balken sind dabei nicht im Wasser, sondern leicht geneigt.
Die Idee der Architekten des Büros Sturm & Wartzeck war es, das Gebäude einer Sturmwurffläche nachzuempfinden, wie sie im Schwarzwald vielerorts als Folge des Orkans Lothar im Winter 1999 entstanden sind. Das Ergebnis: ein futuristisches Gebäude, das trotz seines modernen Aussehens wie ein Teil des Waldes selbst wirkt.
Und was passiert genau im Nationalparkzentrum? „Wir sind Besucher-, aber auch Informationszentrum“, erklärt Ursula Pütz.
Auf diese Weise sei ein echtes Bildungsangebot für die breite Masse entstanden, so die Chefin. Zentrale Anlaufstelle ist die Info-Theke. Darüber hinaus betreibt die Nationalparkregion die Touristinformation, wo auswärtige Besucher – und auch Einheimische – Wissenswertes über die gesamte Nationalparkregion erfahren können. Dazu lässt sich das ein oder andere Andenken shoppen. Herzstück bildet die eindrucksvolle Dauerausstellung, in der sich Erwachsene und Kinder auf eine Reise in und auf den Grund des Waldes begeben. „Darauf sind wir besonders stolz“, sagt Ursula Pütz. „Denn der dramatische Verlust der biologischen Vielfalt gehört zu den zentralen Herausforderungen für unsere Gesellschaft und Ökosysteme. Die Ausstellung ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern, tiefere Einblicke in das sensible Gleichgewicht der Natur zu erhalten.“
Nach kurzer Wartezeit, die per digitaler Uhr angezeigt wird, öffnet sich eine schwarze Schiebetür und lässt einen in einen kleinen Kinosaal eintreten. Es folgt ein kleiner liebenswerter Begrüßungsfilm. In dieser Pre-Show erzählt der Wald seine Geschichte selbst. Die Besucher können einer Tanne beim Keimen und Aufwachsen zusehen, bis sie am Ende ihres Lebens auf die Zuschauer zu fallen scheint. Dann öffnen sich die Türen in eine interaktive Zauberwelt, die mit jener umgefallenen Tanne aus dem Film – diesmal aber in echt auf dem Boden liegend – beginnt.
Es folgen filmreif ausgeleuchtete Waldlandschaften, in denen man Pflanzen und Tieren begegnet, sich zu den Stielen deckenhoher Pilze begeben und virtuell zu den Mikroorganismen auf den Farnen fliegen kann. Für die Besucher halten Touch- Screens, Video- und Audioinstallationen spannende Informationen über die Flora und Fauna unserer Heimat bereit.
Egal ob eine Reise durch die Jahreszeiten auf Großbildschirmen oder die Geschichte des Waldes von der letzten Eiszeit bis zur Gegenwart – erzählt per Videoregler, den die Besucher selbst bedienen dürfen: Die Ausstellung fasziniert auf ganzer Linie. Den krönenden Abschluss bietet dann ein Ausflug auf die „Brücke der Wildnis“, auf der man auf Höhe der Baumkronen in den Wald eintauchen und die Stille genießen kann, die nur hier und da vom Ruf eines Uhus durchbrochen wird.
Das Nationalparkzentrum kann übrigens bequem, klimafreundlich und stündlich aus vielen Richtungen erreicht werden. Tatsächlich verkehren im Sommer jeden Tag zwischen acht und 20 Uhr Busse aus Freudenstadt, Baiersbronn, Achern und Baden-Baden von und zum Ruhestein. Tickets werden von den jeweiligen Verkehrsverbünden angeboten und gelten in den anderen Bereichen weiter. Im Winter ist der Fahrplan etwas dünner.
Die gute Anbindung per ÖPNV nützt übrigens auch den Menschen im Schwarzwald, denn es verbessert wiederum ihren Zugang zum Schienenverkehr. Außerdem wurden hinter dem neuen Besucherzentrum neue Parkplätze eingerichtet. Hier kostet ein Drei-Stunden-Ticket drei Euro, die Tageskarte kostet sechs. Damit soll der Verkehr auf dem Ruhestein besser geregelt werden.