Hochprozentige Frauensache
Von Offenburg über Ruanda nach Baiersbronn – Katrin Schray erzählt uns vom langen Weg zu Schray's Destillery.
Tagelang neben einem brennenden Kohlemeiler verharren, Baumstämme schwimmend auf Flüssen Hunderte Kilometer transportieren oder vor bis zu 1.400 Grad heißer Glut Glas herstellen: Vor einigen hundert Jahren verdienten sich die Menschen so ihren Lebensunterhalt – auch in und rund um Baiersbronn. Doch wie genau sah der Arbeitsalltag des Köhlers, des Flößers und des Glasmachers aus? Und gibt es diese Berufe auch heute noch?
Kohle spielt für die Energiegewinnung in Deutschland eine wichtige Rolle: Über ein Drittel des in Deutschland erzeugten Stroms kommt aus Kohlekraftwerken. Neben der dafür verwendeten Braun- und Steinkohle verbrauchen die Deutschen jährlich zudem fast 250.000 Tonnen Holzkohle – für ihr Lieblingshobby: das Grillen. Holzkohle wird heute industriell hergestellt, bis ins 19. Jahrhundert war das die Aufgabe der sogenannten Köhler. Ein wahrlich schweißtreibender Job. Köhler errichteten mitten im Wald, meist mutterseelenallein, zuallererst einen Kohlemeiler aus Stein, Holz und anderen Materialen des Waldes (siehe unten). Darin verschwelten sie dann Holz zu Kohle. Zwei bis vier Wochen konnte dieser Prozess vom Aufbau bis zum Löschen des Meilers und der Ernte der Holzkohle dauern.
Dabei war die ständige Anwesenheit des Köhlers erforderlich – Tag und Nacht. Kein Wunder, dass die Köhler ein rußgeschwängertes und vor allem einsames Leben führten. Mit der verstärkten Nutzung der billigeren Steinkohle starb der Beruf Anfang des 19. Jahrhunderts des Köhlers langsam aus. Doch nicht ganz. Und nicht überall. Einer der letzten Köhler Deutschlands ist Thomas Faißt aus Baiersbronn. Jedes Jahr baut er hier im Sommer einen Kohlemeiler auf und bringt den Besuchern sein Handwerk näher. Dazu gibt es Märchenabende, Führungen durch den Wald, Theater und Musik.
1. Zunächst wird ein Schacht aus Stangen errichtet, die senkrecht in den Boden eingelassen werden. Dieser sogenannte Quandelschacht ist der Kamin des Meilers.
2. Rund um diesen Kamin werden zahlreiche Lagen langer Holzscheite schräg aufgeschichtet. Darüber kommt eine Schicht aus grünem Reisig, feuchtem Laub oder Stroh.
3. Nun wird der Meiler mit Erde, Grassoden oder Moos luftdicht verschlossen, nur die Kaminöffnung bleibt frei.
4. Der Quandelschacht wird mit heißer Glut gefüllt und der Meiler verkohlt nun von oben nach unten. Steigt weißer Rauch auf, läuft alles wie geplant. Wird der Rauch blau, ist der Verkohlungsprozess abgeschlossen. Die Luftzufuhr regelt der Köhler, indem er immer wieder kleine Löcher in die Meilerwand bohrt.
Es steckt in Dachgiebeln, Pelletheizungen, Kleidung aus Viskose und in jedem Karton: Holz. Im Jahr 2022 wurden aus deutschen Wäldern 78,7 Millionen Kubikmeter Holz gewonnen. Ein Teil davon wird exportiert, China und die USA sind die größten Abnehmer.
Holzexport war schon immer ein gutes Geschäft. Natürlich auch im Schwarzwald, Deutschlands größtem zusammenhängenden Waldgebiet. Bis Ende der 1950er-Jahre transportierten sogenannte Flößer Tausende von Baumstämmen über die Murg, die Enz und den Rhein – bis nach Holland. Ein genauso waghalsiges wie wackeliges Unternehmen! Dabei banden die Flößer Dutzende Baumstämme neben- und hintereinander und bildeten so bis zu 600 Meter lange Flöße.
Der Buhlbachsee in Baiersbronn war auf ihrem Weg eine wichtige Station.
Zunächst künstlich aufgestaut gab er, plötzlich wieder abgelassen, den tonnenschweren Flößen den richtigen Schwung für die nächste Etappe ihrer Fahrt. Durch das häufige Ablassen und Stauen des Sees löste sich der Seeboden vom Untergrund und es entstand eine schwimmende Moorinsel. Wer mehr über die Flößer und wie sie den Reichtum ins Murgtal brachten erfahren möchte, besucht das Museum Haus Kast in Gaggenau-Hörden.
Mit einem Knall schießt der Korken aus der Champagner-Flasche. Dabei erreicht er eine Geschwindigkeit von bis zu 50 Stundenkilometern – schneller als Rekordsprinter Usain Bolt, der mit 44,72 Stundenkilometern seinen Weltrekord aufstellte. Dem enormen Druck bei der Champagner-Gährung waren frühere Flaschen nicht gewachsen: Die Hälfte aller Flaschen explodierte. Die Lösung für diese dekadente Verschwendung brachte erst der Buhlbacher Schlegel. Diese Form der bruchsicheren Champagnerflasche mit einer Wölbung im Boden wurde von den damaligen Eigentümern der Glashütte Buhlbach erfunden. Sie verdienten Millionen und konnten fortan in Champagner baden.
Der Beruf des Glasmachers hingegen war nicht luxuriös, sondern äußert anstrengend und sogar gefährlich: Vor 1.400 Grad heißer Glut und lodernden Flammen, die aus den Öfen herausschlugen, verbrachten sie ihren Arbeitsalltag damit, aus Rohglas formschöne Flaschen, Gläser und Dekoration für die gesellschaftliche Elite zu blasen.
Wer in den Berufsalltag der Glasmacher von Baiersbronn eintauchen möchte, kann die Glashütte in Buhlbach besuchen. Zu sehen sind hier heute noch die Reste eines gewaltigen Schmelzofens sowie die letzten beiden historischen Glashüttengebäude im Schwarzwald. Und wer sich selbst einmal als Glasbläser probieren möchte, kann das in der Glasbläserei Dorotheenhütte, der letzten aktiven Mundblashütte des Schwarzwalds, versuchen.
Von Offenburg über Ruanda nach Baiersbronn – Katrin Schray erzählt uns vom langen Weg zu Schray's Destillery.
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