Wilde Zauberkräuter - Podcast #4
Friedrich Klumpp, Baiersbronner Wildpflanzenwirt und Küchenchef im Restaurant Rosengarten, gibt unserem Moderator einen Einblick in die Landschaft der Wildkräuter.
Super Service, traumhafte Touren! Der Journalist Michael Faiß hat Baiersbronn erkundet und war begeistert von der modernen Infrastruktur für Mountainbiker.
Mountainbiken in Baden-Württemberg? Gar nicht so einfach! Schuld daran ist vor allem die vom Gesetzgeber vorgeschriebene 2-Meter-Regel: Um eventuellen Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern auf Forststraßen und Trails vorzubeugen, dürfen Biker auf Wegen mit einer Breite unter zwei Metern einfach nicht fahren. Ausnahmen sind möglich, müssen aber für jeden Weg einzeln geprüft und genehmigt werden. Genau diesen steinigen Weg ging die Gemeinde Baiersbronn und konnte so auch dank riesigem, ehrenamtlichen Engagement ein echtes Eldorado für Biker aller Könnens-, Fitness- und Altersklassen schaffen.
Als eine der kulinarischen Hochburgen Deutschlands genießt Baiersbronn unter Feinschmeckern schon seit vielen Jahren einen sehr guten Ruf. Künftig dürfte es jedoch auch Trail-Gourmets immer häufiger in die beschauliche Schwarzwald-Gemeinde ziehen. Dass hier inzwischen auch Mountainbiker voll auf ihre Kosten kommen, ist vor allem einer Handvoll leidenschaftlicher Radfahrern zu verdanken, deren einstige Vision vom Mountainbike- und Wanderhimmel Baiersbronn Realität geworden ist.
Ein gigantisches Wegenetzwerk mit insgesamt 400 Kilometer Länge schlängelt sich heute rund um die Mittelgebirge der Region – jeder einzelne Meter davon ist für Mountainbikes freigegeben. Eine eigens angefertigte Karte weist den Weg und wer lieber mit dem Smartphone navigiert, kann auf die kostenlose App zurückgreifen. Dass eine derartige Infrastruktur nicht einfach über Nacht aus dem Boden gestampft werden kann, versteht sich von selbst.
„Es war ein langer Weg...“ berichtet Andreas Reichel, einer der Initiatoren der ersten Stunde. Angesprochen auf die Entstehungsgeschichte des Mountainbike Wanderhimmels weicht das ansonsten allgegenwärtige Lächeln auf den Lippen des Mittfünfzigers kurzzeitig einer ernsteren Mine. Bereits einen Augenblick später folgt jedoch ein „… aber wir haben es geschafft“. Dass er mächtig stolz auf das Erreichte ist, lässt sich auch durch die getönten Gläser der Fahrradbrille in seinen Augen ablesen. Hauptberuflich ist Reichel Optiker und lenkt seit mehr als 25 Jahren die Geschicke von Giese Optik im Herzen von Baiersbronn. In seiner Freizeit verbringt er so viel Zeit wie möglich auf dem Sattel seines Mountainbikes und auch als ausgebildeter Mountainbike-Trainer des Deutschen Alpenvereins ist er inzwischen immer gefragter. In jeder Sekunde spürt man, wie Reichel für das Thema Mountainbike und Radfahren brennt. Diese flammende Leidenschaft war die entscheidende Triebfeder für die Entstehung des Mountainbike Wanderhimmels.
Auch der ehemalige Baiersbronner Tourismusdirektor Patrick Schreib ist passionierter Mountainbiker. „Wir haben hier genügend Platz für alle – für Wanderer und Mountainbiker gleichermaßen,“ schwärmt er. Zurecht: Die Bedingungen für ein derartiges Bike-Projekt könnten eigentlich kaum besser sein als in Baiersbronn. Mit imposanten 190km² ist die Gemeindefläche nur wenig kleiner als die der Landeshauptstadt Stuttgart. 80% der Fläche sind bewaldet und durch eine lange Wandertradition sehr gut erschlossen. Der Wanderhimmel Baiersbronn lässt die Herzen von Wanderfans auch jenseits der Landesgrenzen höherschlagen. „Ganz entscheidend war, dass alle an einem Strang ziehen,“ erläutert Schreib weiter. Die Vorbehalte gegenüber Bikern waren anfangs natürlich stets präsent; unter den Einwohnern, Forstbesitzern und Lokalpolitikern. Es war deshalb viel Überzeugungsarbeit nötig. Schreib führte zahllose Gespräche in Gemeinderatssitzungen, am Telefon und direkt vor Ort im Wald. Für die angestrebten Ausnahmegenehmigungen mussten schließlich alle Interessensgruppen ihr Einverständnis geben. Dialogbereitschaft und ein offenes Ohr waren deshalb bei den Gesprächen beiderseits das A und O.
Nicht minder wichtig für die Entstehung des Mountainbike Wanderhimmels Baiersbronn war Jörg Möhrle. Gemeinsam mit seiner Frau Jutta führt der gelernte Koch das renommierte Hotel Tanne und tauscht bei jeder sich bietenden Möglichkeit Kochmütze gegen Fahrradhelm ein. „Wir wollten es von Anfang an richtig machen – keine halben Sachen,“ stellt er klar. Was er damit meint? Zum einen sicherlich die Vielfalt unterschiedlicher Wege und Trails. Hier können versierte Mountainbiker ebenso ihren Spaß haben, wie jene, die es etwas langsamer angehen lassen und die traumhaften Aussichten in die Tiefen des Schwarzwalds genießen möchten. Andererseits verweist Möhrle damit jedoch auch auf die vielen kleinen und großen Details: Ausgewiesene Touren samt klarer Beschilderung, die angesprochene Smartphone-App und die zeitintensive Pflege des Bike-Wegenetzwerks. Um letztere kümmern sich die Wegepaten – ehrenamtlich beseitigen diese in ihrer Freizeit Hindernisse auf den Trails oder bringen sie nach der Saison wieder in Form.
Die übersichtliche Mountainbikekarte mit 11 Tourenvorschlägen und 400 km Wegenetz. Perfekt zur Planung und Orientierung in der Mountainbike-Region Baiersbronn.
6,50 Euro
„Die ehrenamtlichen Helfer sind das Rückgrat des Mountainbike Wanderhimmels,“ lobt Schreib die freiwilligen Helfer. Neben den Wegepaten sind damit auch die zwei Dutzend lokalen Tourist Guides gemeint, die die Übernachtungsgäste während deren Touren begleiten, den richtigen Weg weisen und fahrtechnisch Hilfestellung geben. Ausgebildet wurden sie vor Ort; Fahrtechnik stand ebenso auf dem Stundenplan wie Wegekunde und pädagogische Fähigkeiten. Knapp zwei Jahre sind nun vergangen, seitdem das Konzept offiziell genehmigt und sogleich in Angriff genommen wurde. 24 Monate, in denen sich viel getan hat, auch in den Köpfen der vormaligen Skeptiker. „Die Akzeptanz hier ist super, die gesamte Region profitiert und im Wald selbst vertragen sich Biker und Wanderer hervorragend,“ berichtet Schreib mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Mittlerweile blicken viele andere Gemeinden, nicht nur in Baden-Württemberg, mit Bewunderung nach Baiersbronn. Anfangs skeptisch beäugt, genießt der Mountainbike Wanderhimmel inzwischen Vorbildcharakter und wurde nicht zuletzt auch deshalb im Jahr 2017 mit dem Radtourismus-Preis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet
Natürlich war auch das Timing des Projekts fast perfekt. Die Fertigstellung erfolgte mitten in der ersten großen E-MTB-Boom-Phase. Die Berührungsängste vieler (Wieder-)Einsteiger mit der Thematik Mountainbike sinkt durch die Motorunterstützung und für Mittelgebirgsregionen wie den Schwarzwald eignen sich die elektrifizierten Geländeflitzer perfekt: Die Anstiege lassen sich bequem in kürzester Zeit meistern und in den meisten Fällen hat der Akku im Anschluss noch genügend Saft für eine zweite oder gar eine dritte Runde.
Diese Entwicklung hin zum E-MTB spüren auch Jörg und Jutta Möhrle vom Hotel Tanne fast täglich. „An einem schönen Sommertag könnten wir gut und gerne 20 E-Bikes verleihen,“ sagt Möhrle. In seinem Hotel setzt er voll auf das Thema Fahrrad und E-Bike. Seit zwei Jahren gehört auch eine Bike Station mit einer Verleihflotte, liebevoll eingerichteter Werkstatt, alarmgesichertem Abstellraum und sogar einem Trainingsraum zum Hotel. Für die nächste Saison sind vier neue E-MTBs mit Vollfederung bereits bestellt. Aus dem einstigen Traum vom Mountainbike Wanderhimmel Baiersbronn ist heute also eine Erfolgsgeschichte geworden und ein schönes Beispiel dafür, dass Leidenschaft und Einsatzbereitschaft manchmal eben doch die sprichwörtlichen Berge versetzen können.
Als Fahrradfan von Kindesbeinen an hat Michael Faiß sein Hobby mittlerweile zum Beruf gemacht. Mit Notizblock und Kamera bewaffnet, widmet er sich allen Facetten der Zweiradwelt und ist unter anderem als Redakteur beim Fahrradmagazin Velomotion tätig. Zudem verfasst er Texte und Tests für die Fahrrad-Spezialausgaben des FOCUS.
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